«Seelenräume» und andere Angebote im Supermarkt der Spiritualität

In den vergangenen Wochen wurde oft und viel debattiert über den Verlust von Glauben und Spiritualität aus dem öffentlichen Leben. Der Trend ist klar: die religiösen Zeichen und Handlungen sind in weiten Teilen aus dem Alltag verschwunden. Religion ist zur absoluten Privatsache erklärt worden. Gleichzeitig ist das Angebot an pseudo-spirituellen Angeboten und Praktiken pilzartig aus dem Boden geschossen. Auf Autos und an Hauswänden wird geworben für «Raum für dich finden», «die eigene Energie entdecken» und «Seelenwellness». Da wird eine «Reise ins Unterbewusstsein» angeboten, wie auch «dich mit dem Universum zu verbinden». Dahinter stehen Frauen, wie Männer, die von sich überzeugt sind, Menschen seelisch zu führen und dafür gutes Geld kassieren. Fakt ist auch, dass solche Angebote tatsächlich «ziehen». Graduell zur Welt, die sich begünstigt durch die Digitalisierung beinahe selbst erklärt hat, wächst das Bedürfnis nach spirituellen Ausdrucksformen. Das Geheimnis des Lebens lässt sich anscheinend nicht digitalisieren und erklären... Ohne mich über andere spirituelle Wege zu erheben, bezweifle ich jedoch, dass die Anbieterinnen und Anbieter spiritueller Selbsterfahrungen wirklich die nötige Tiefe und Weite haben. Eine Spiritualität, die nur die menschliche Energie seiht und in der kein Bezug zum Göttlichen vorkommt, ist für mich keine wirkliche Spiritualität. Glaube ist mehr als Seelenwellness und mehr als Füllmaterial leerer Seelenräume. Wirkliche Spiritualität bringt mein Leben in Beziehung zu dem, was wir Gott nennen. Den kirchlichen Verdunstungstrend kann man nicht aufhalten. Als Kirche können wir aber Räume schaffen, wo sich Menschen spirituell gefordert und angesprochen fühlen. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag gibt uns Gelegenheit dazu...