Endlich wieder die Hand geben

«Jeder Handschlag ist eine Brücke zum andern»
Phil Collins, Sänger und Musiker

Der Sommer hat’s uns leicht gemacht! Ein regelrechter Run war zu beobachten auf Gartenterrassen, Feuerstellen und andere Orte gesellschaftlicher Begegnung. Die Menschen nehmen’s lockerer. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war sogar zu vernehmen, dass Grossbritannien die Maskenpflicht aussetzt und die gewohnten sozialen Verhältnisse wieder herstellen will – ungeachtet der gefühlten tausend Coronavarianten, die immer noch grassieren. Ob der präsidiale Entscheid vernünftig ist oder nicht, wird die Geschichte zeigen. Aber mit meinen urmenschlichen Bedürfnissen verstehe ich den egoistischen britischen Entscheid irgendwie schon. Ich ertappe mich selbst, wie sich meine Hand beim Grüssen wieder regelrecht meinem Gegenüber entgegenstrecken will. Gerne würde ich dem Sommer die Schuld in die Schuhe schieben, wie er uns verleitet, wieder vermehrt aufeinander zuzugehen … Aber ich bin’s ganz allein, der sich nicht immer an die behördlichen Empfehlungen hält und mein Gegenüber instinktiv mit der Hand begrüsst. Vermutlich deshalb, weil gerade der Handschlag mehr ist als ein Gruss. Er baut menschliche Nähe auf, die viele vermisst haben.
Die vergangenen eineinhalb Jahre lehrten uns, dass das Leben fragil ist und der Mensch nicht über allem steht, auch wenn er es glaubt. Viele haben erkannt: Wir sind verletzlicher geworden. Mit diesem Wissen erobern alte soziale Verhaltensweisen ihre Stellung wieder zurück. Und wenn dann doch noch Unsicherheit aufkommt; der Griff zum kleinen Desinfektionsfläschli, welches die meisten von uns irgendwo in einer Westen- oder Umhängetasche verstaut haben, rettet vor möglichen Ängsten. Ich wünsche Ihnen angstbefreite, sommerliche Tage
Stefan Staub, Pfarreileiter